Die untenstehenden Fragen und Antworten vermitteln ein erstes, grobes Bild über die Erkrankung, Behandlung und zu erwartende Folgen.
Für ausführlichere Informationen verweisen wir auf die zahlreichen Broschüren und Informationsmaterialien.
Sie finden diese unter: https://www.kehlkopfoperiert-bv.de/informationsmaterialien-2/
Diagnose Kehlkopfkrebs – Wo werde ich optimal behandelt?
Die Diagnostik und Behandlung von Kehlkopfkrebs erfordern Erfahrung und Umsicht. Studien haben gezeigt, dass die Heilungschancen von Krebs-Patientinnen und Patienten umso höher sind, je mehr Patientinnen und Patienten mit der gleichen Erkrankung in einer Klinik behandelt werden. Ärztinnen und Ärzte, die bestimmte Operationen besonders oft durchführen, erzielen deutlich bessere Ergebnisse, und Kliniken, die ihre Krebs-Patientinnen und Patienten im Rahmen von Studien behandeln, können oftmals höchste Qualitätssicherung anbieten [Deutsche Krebshilfe]. Daher empfiehlt es sich bei Verdacht auf eine Krebserkrankung, für die weiterführende Diagnostik, für die Behandlung, aber auch für eine Zweitmeinung Informationen darüber einzuholen, welche Klinik in der Umgebung für die Behandlung am besten geeignet ist. [Deutsche Krebshilfe].
Ich habe Fragen und Ängste – Wer kann mich beraten?
Wesentliche Informationen können Sie und Ihre Angehörige beim Hausarzt/der Hausärztin erhalten. Ferner ist der/die behandelnde Ärztin/Arzt in der Klinik verpflichtet Sie aufzuklären. Fragen Sie immer konsequent nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben und lassen Sie sich unbekannte Fremdwörter erklären.
Weitere hilfreiche Anlaufstellen sind der Bundesverband Kehlkopf- und Kopf-Hals-Tumore e. V., der Krebsinformationsdienst, die Krebsberatungsstellen (Adress-Suche beim Krebsinformationsdienst), das Infonetz Krebs oder die Krankenkassen.
Wir haben auch eine Übersicht über Informationsquellen im Internet zusammengestellt.
Sie finden diese hier: https://www.kehlkopfoperiert-bv.de/informationsmaterialien-2/informationsquellen-im-internet/
Der Bundesverband Kehlkopf- und Kopf-Hals-Tumore e. V. hat nahezu bundesweit ein flächendeckendes System der ehrenamtlichen Patientenbetreuenden. Die Patientenbetreuenden stehen den Neuerkrankten vor, während und nach dem Klinikaufenthalt betreuend zur Seite. Wenn Sie Fragen haben und mit einem ebenfalls Betroffenen sprechen möchten, kontaktieren Sie den/die Patientenbetreuer/in in Ihrer Nähe
Sie finden alle Patientenbetreuenden auf unserer Homepage unter:
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, den Kehlkopfkrebs operativ zu entfernen: Zum einen die komplette Entfernung des Kehlkopfes und zum anderen organerhaltende operative Eingriffe. Wie geeignet die jeweilige Methode sein kann, hängt oftmals von der Größe und der Lage des Tumors ab.
Bei der sogenannten totalen Laryngektomie handelt es sich um eine komplette Entfernung des Kehlkopfes. Die operative Entfernung des Kehlkopfes hat zwei wesentliche Auswirkungen:
Die Atmung erfolgt nicht mehr durch die Nase und/oder den Mund, sondern durch eine über dem Brustbein angelegte Halsöffnung (Tracheostoma) und die natürliche Stimme geht verloren.
Bereits vor der Operation ist es wichtig, gemeinsam mit den behandelnden Ärzt*innen über die verschiedenen Möglichkeiten der Ersatzstimme zu sprechen und sich über die individuellen Optionen aufklären zu lassen. Nach der Operation erfolgt die Nahrungsaufnahme vorerst über einen in den Magen führenden Schlauch, der sogenannten Nährsonde. Dies ist jedoch nur ein vorübergehender Zustand. Nach wenigen Wochen ist normales Essen und Trinken in der Regel wieder möglich.
Des Weiteren wird die neue Atemöffnung in den ersten Wochen nach der Operation mit einem kleinen Röhrchen versorgt, damit die Öffnung nicht zuwächst (Trachealkanüle). Da die Atemluft nun über die Öffnung am Hals in den Körper gelangt, wird sie nicht mehr von der Nase vorgewärmt und gefiltert, worauf die Schleimhäute der Luftröhre und der Lunge in den ersten Wochen mit einer vermehrten Schleimabsonderung reagieren. Folglich muss der angesammelte Schleim abgehustet oder mit einem speziellen Gerät abgesaugt werden. Jedoch gewöhnen sich die Schleimhäute meist an die neue Art der Atmung, sodass auch dies in der Regel nur eine vorübergehende Erscheinung ist.
Wenn eine Totalentfernung notwendig war: Kann ich nach der Totalentfernung des Kehlkopfes wieder sprechen?
In den ersten Tagen nach der Kehlkopfoperation können Sie sich entweder durch Zeichensprache oder durch das Aufschreiben auf einen Notizblock oder einer wiederbeschreibaren Tafel verständen.
Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Möglichkeiten der Wiederherstellung des Sprechvermögens: Speisenröhrenstimme mittels Shunt-Ventil, Speisenröhrenstimme (sog. Ruktusstimme) und elektronische Sprechhilfen. Damit die Zeit nach der Totalentfernung des Kehlkopfes, in der Sie „stimmlos“ sind, so kurz wie möglich ist, wird möglichst schnell nach dem Eingriff mit einer Stimmtherapie durch Logopäden begonnen (nachdem die transnasale Magensonde entfernt wurde).
Während der Bestrahlungszeit sollte man je nach Verfassung mit der Übung aussetzen. Die Speiseröhre wird trocken und die Anstrengung ist zu groß. Ebenfalls bei Verhärtung der Halsregion geht es schlecht. Mit etwas Ehrgeiz, Wille und Ausdauer erlernt man die Ersatzstimme relativ schnell. Eine Selbstkontrolle durch Abhören eines selbstbesprochenen Tonbandes/Diktiergerätes erleichtert das Erlernen der Sprache und gibt den nötigen Ehrgeiz.
Warum wird während der Operation eine Magensonde eingeführt?
Wegen des Heilungsprozesses des Rachenschlauches erfolgt die Aufnahme von Speisen und Getränken in den ersten 10 Tagen (Normalfall) über die Magensonde. Danach können Sie in der Regel wieder alles essen und trinken.
Kann ich nach dem Eingriff noch alles essen und trinken?
Die Dauer der Einnahme der Mahlzeiten wird etwas länger dauern, da z. B. das Fleisch sehr viel kleiner zerkaut werden muss. Vorsicht bei der Einnahme von großen Kapseln ggf. bedarf es einer Umstellung auf Tropfen. Nach den Mahlzeiten bitte Vorsicht beim Bücken. Bei zu viel Druck auf den Magen kann ggf. Flüssigkeit aus der Nase laufen.
Seien Sie vorsichtig bei heißen Speisen und Getränken! Ohne Kehlkopf können Sie diese durch Pusten oder Schlürfen nicht abkühlen.
Leidet der Geschmackssinn?
In der ersten Zeit ja, vor allem während der Bestrahlung oder der Chemotherapie, wird aber von Monat zu Monat besser.
Kann ich nach dem Eingriff noch riechen?
Da die Atmung nicht mehr durch die Nase erfolgt, ist der Geruch sehr stark eingeschränkt. Durch Auf- und Abbewegen der Zunge bei geschlossenem Mund können Sie etwas riechen.
Geruch und Geschmack sind eng miteinander verbunden. Die Geschmacksknospen auf der Zunge erkennen Geschmacksrichtungen, die Geruchsrezeptoren in der Nase Gerüche. Beide Sinneseindrücke werden an das Gehirn weitergeleitet, das die Informationen verknüpft und so die Aromen erkennt und einordnet. Manche Geschmackseindrücke, wie salzig, bitter, süß und sauer, können ohne Hilfe des Geruchssinns identifiziert werden. Bei komplexeren Aromen jedoch (z. B. Himbeere) sind beide Sinne erforderlich.
Kann ich bei Schnupfen die Nase putzen?
Durch das Ausstoßen der Luft aus der Mundhöhle durch die Nase (kurze Stöße) können Sie die Nase putzen. In der ersten Zeit Vorsicht beim Trinken! Wenn es zu hastig geschieht, kommt die Flüssigkeit aus der Nase heraus. Wenn Sie erkältet sind, kann es passieren, dass das Sekret beim Bücken plötzlich aus der Nase läuft.
Woher bekomme ich die Hilfsmittel?
Vor der stationären Entlassung erhalten Sie ein Erstausstattungs-Set. Ein/e Vertreter/in einer Hilfsmittelfirma kommt zu Ihnen auf die Station und erläutert Ihnen die einzelnen Inhalte des Erstausstattungs-Sets. Sie erhalten eine erste Beratung und Einweisung zum Gebrauch der Absaug- und Inhalationsgerätes und sonstige Hilfsmittel. Für die Nachbestellung von Hilfsmitteln benötigen Sie ein Rezept von ihrer/ihrem behandelnden Arzt/Ärztin. Stimmprothesen sind ebenfalls Hilfsmittel, die von der Krankenkasse bezahlt werden.
Wie lange und wie sauge ich ab?
Wenn Sie das Sekret (Schleim) abhusten können, brauchen Sie nicht abzusaugen. Bei Bedarf nehmen Sie den Absaugschlauch und führen ihn in die Kanüle oder das Stoma vorsichtig ein. Dabei sollten Sie aufpassen, dass Sie den Schlauch nicht zu tief einführen (Verletzung der Schleimhaut und Hustenreiz). Nach jedem Gebrauch sofort den Schlauch gut mit Wasser durchspülen, indem Sie ihn in einen mit Wasser gefüllten Behälter eintauchen und einen Sog herstellen.
Wie lange muss ich die Kanüle tragen?
Es kommt auf die Heilung an. Das Stoma muss stabil sein. Die Öffnung darf nicht schrumpfen. Es gibt wenige Patient/innen, die sie immer tragen müssen. Sollte nach der Operation bestrahlt werden, ist es empfehlenswert, die Kanüle während der Bestrahlungszeit zu tragen (Schrumpfgefahr!).
Wie wechsle und reinige ich die Kanüle?
Das Wechseln und Reinigen der Kanüle wird vom Pflegepersonal gezeigt. Sie benutzen hierzu eine kleine Flaschenbürste (Kanülenreinigungs-Set). Vor dem Einsetzen wird die Innenkanüle leicht mit Stomaöl eingerieben. Sie sollten vor dem Einführen ausatmen, dies verhindert einen Hustenreiz sowie das Ausstoßen der Kanüle. Beim Binden des Bandes sollten Sie darauf achten, dass Sie zwei Fingerbreit Abstand zwischen Hals und Band haben.
Wie sieht die hygienische Stomapflege aus?
Je nach Bedarf wenigstens morgens und abends mit einem Waschlappen mit warmem Wasser das Stoma säubern. Beim Überqueren des Stoma ausatmen, damit kein Wasser eindringen kann. Der Schleim kann eine Rötung der Haut verursachen – da hilft Salbe.
Was ist bei der Bestrahlung zu beachten?
Nach der Bestrahlung sollten Sie die betroffene Hautpartie gut eincremen. Während der Bestrahlungszeit die Kanüle tragen (Schrumpfgefahr)! Nach der Bestrahlung eine Stunde hinlegen und reichlich Flüssigkeit (Wasser) einnehmen, der Rachenschlauch trocknet aus. Bei ambulanter Bestrahlung in keinem Fall selbst (Unfallgefahr!) fahren.
Welche Möglichkeiten habe ich zur ästhetischen Abdeckung des Stomabereiches?
Es gibt Schutztücher mit Clip- oder Klettverschluss in verschiedenen Farben und Mustern. Viele Frauen tragen extra angefertigte Ketten, die sehr leicht sind und das Stoma komplett abdecken.
Pflege der Schutztücher?
Lätzchen und Tücher sowie Rollis nur mit geschlossenem Verschluss bei 30° C mit einem Feinwaschmittel waschen. Stark riechende Waschmittel erzeugen Hustenreiz.
Ersticke ich nicht nachts im Bett unter der Decke?
Ihre Tracheostoma-Öffnung ist groß genug, um so viel Luft aufzunehmen, wie Sie zum Atmen brauchen. Sollten Ihre Atmung irgendwie behindert sein, so tun Sie dasselbe, was Sie vor der Operation getan haben: Sie streifen die Decke beiseite.
Gibt es Schwierigkeiten beim Baden?
Bei einem Wannenbad mit etwas Vorsicht überhaupt nicht. Das Brausen ist auch möglich. Bei der Kopfwäsche sollten Sie die Brause auf Kopfhöhe stellen. Sie beugen sich nach vorne, dabei den Kopf nicht seitlich drehen. Anschließend die Brause in Brusthöhe stellen und weiter brausen. Außerdem gibt es Duschschutz für das Tracheostoma aus Gummi oder Kunststoff.
Wie verhalte ich mich bei der Rasur?
Die Nassrasur ist problemlos. Bei Trockenrasur einen Stomaschutz tragen, da sonst die Barthaare in die Luftröhre bzw. in die Bronchien gelangen können.
Was kann ich gegen Borkenbildung in der Luftröhre unternehmen?
Die Borkenbildung (eingetrockneter Schleim) in der Luftröhre kann durch zu niedrige Luftfeuchtigkeit (unter 60 %) entstehen. Tracheostomaschutz tragen, schleimlösendes Arzneimittel mit viel Flüssigkeit nehmen, Inhalieren mit Salbeitee, Kamillentee stark verdünnen, Austrocknungsgefahr! Luftbefeuchter anstellen.
Wann und wie benutze ich das Inhaliergerät?
Entsteht bei Erkältung zähflüssiger Schleim, der sich nicht absaugen lässt, können Sie mit dem Handinhalator, einem Feuchtinhalator oder einem Kompressor mit Vernebelung inhalieren.
Zusammensetzung und Dosierung der Medikamente?
Je nach Verordnung des medizinischen Personals.
Bauchpresse bei Kehlkopflosen?
Da ein Kehlkopfloser keine Bauchpresse mehr ausüben kann (Luft anhalten), hat er Schwierigkeiten beim Heben von schweren Lasten sowie beim Pressen bei hartem Stuhlgang. Stoma mit dem Finger schließen.
Wie verhalte ich mich nach einer Bestrahlung bei Hitze und Sonnenschein?
Nach einer Bestrahlung ist die Haut empfindlich. Sie sollten daher die direkten Sonnenstrahlen meiden. Nichtbestrahlte können sich ohne Bedenken den Sonnenstrahlen aussetzen. Über längere Zeit kann die Luftröhre trocken werden (Borkenbildung). Das gleiche passiert im Winter bei zu trockener Heizungsluft (relative Luftfeuchtigkeit von 60 % ist angebracht). Zu empfehlen ist das Tragen von speziellen Filtern, sogenannte HMEs (Heat and Moisture Exchanger). Die Ausatemluft durchströmt den HME und gibt dabei Wärme und Feuchtigkeit an dem HME ab der diese speichert. Der HME gibt dann die gespeicherte Wärme und Feuchtigkeit an die Einatemluft ab, die dabei erwärmt und angefeuchtet wird.
Für weiterführende und ausführlichere Informationen verweisen wir an dieser Stelle gerne auf unsere verschiedenen Broschüren. Sie finden diese unter:
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